Geld auf dem Konto. Supermarkt. Bier und Fisch holen. Hinter mir vier Jungs, zwei zehnjährige, zwei dreizehnjährige. "Warum kaufst du bei dieser Frau?" - "Das ist die einzige Kasse, die offen ist." Was kaufen sie? Auf dem Band liegt eine Packung Zigarettenpapier. Das ist alles. Die vier Jungs müssen warten und lesen zu ihrer Bildung was. Was man an der Kasse so liest: "... schadet den Sperma-Zoon und vermindert die Fruchtbarkeit. [jungmännliches Kichern] - Also bei mir schadet das nie. Ich kanns Euch nachher in der Garage beweisen." Ich denk mir so: "Zigarettenpapier ist doch nicht im Ernst eine Droge?!!" und bin neugierig. Sie zahlen mit einem Leergutbon. Die Verkäuferin scheint dünnes weißes Papier in kleiner Abmessung für jugendgefährdend zu halten. Ein junger Mann stellt sich als Strohmann hin, und es funktioniert. Die Jungs umringen meine Einkäufe, klauen mir aber nicht mein Bier. Ich sage zu dem Strohmann, seinerzeit habe ich Löschpapier geraucht. (Und Klopapier. Und Affenholz.)

Ich bin amüsiert, grinse alle Leute an, aber im Fahrstuhl überwältigt es mich. Ich muß hemmungslos lachen. Das war einfach unbezahlbar.

Wenn ich mir überlege, wie weit das Leben mich lange Zeit zurückgeworfen hat, kann ich die Kerlchen nur beneiden.

Bin jetzt seit 05. Februar ohne Telefon-/DSL-Anschluß. Erst ab etwa Mitte April bei einem neuen Anbieter. Werde dann wieder hier aktiv werden.

Habe endlich wieder Arbeit! Vollzeit.

Viele Grüße an alle, und bis bald!

Ich habe Dienstag Abend im Deutschlandfunk ein sehr interessantes „Feature” über John Noble gehört.

Diese dramatische Lebensgeschichte war mir bisher unbekannt. Was allerdings genau zutrifft, ist, daß bis zur Wende in Dresden „kolportiert” wurde, die Bomber auf ihrem Anflug zur Zerstörung Dresdens seien vom Weißen Hirsch aus (Nobel-Viertel, über Dresden gelegen) mit Taschenlampen angeblinkt worden.

Dies sei eine Verleumdung, die Max Seydewitz (SED) nach Nobles Freilassung aufgebracht habe. Ich habe ein Buch von Seydewitz über die Zerstörung Dresdens. Was soll man glauben? Daß die Russen noch für lange Jahre Menschen aus vielen Ländern in (Arbeits-)Lagern gefangengehalten haben, haben sie mir in der Schule jedenfalls nicht erzählt.

Und daß es am Münchner Platz in Dresden ein NKWD-Gefängnis gegeben hat.

Ich ahne, daß so vieles passiert ist, was uns völlig verschwiegen wurde (und über das auch die überlebenden Opfer lange schweigen mußten).